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Jeder Hund zeigt erwünschtes Verhalten- auch wenn es nur für den Bruchteil einer Sekunde ist.
Es liegt an uns, dieses Verhalten einzufangen, zu verlängern und auszubauen. Ulrike Seumel
Wer kennt das nicht – Man möchte einen wohlerzogenen Hund, der einen durch jede Lebenslage begleitet und aufs Wort gehorcht. Man steckt Energie und Geld in die Ausbildung seines vierbeinigen
Freundes und opfert seine Freizeit, um eines Tages den Pfotenkumpel an seiner Seite zu wissen, den man sich immer gewünscht hat. Trifft man sich mit Hundehalterbekanntschaften, fühlt man sich
bestätigt und lächelt mit Stolz geschwollener Brust in sich hinein, wenn der eigene Hund brav und gehorsam ist.
Doch wenn der eigene Vierbeiner Verhalten an den Tag legt, das man als unangemessen oder gar unangenehm empfindet, ist man schnell enttäuscht und peinlich berührt.
Hat denn all die Zeit und Energie nichts gebracht?
Habe ich mich nicht klar und deutlich ausgedrückt?
Der veräppelt mich doch gerade!
Diese Gedanken kennen sicherlich viele Hundehalter zu genüge und auch ich hatte solche Gedanken anfangs. Unerwünschtes Verhalten des Hundes beziehen wir schnell auf uns. Wir fühlen uns in unserem Stolz gekränkt, uns ist es peinlich, dass wir offenbar außerstande sind, dem eigenen Vierbeiner "Manieren beizubringen".
Das ist ganz natürlich. Jeder von uns hat ein Ego. Dieses Ego hat Gefühle und Motivationen und kann – je nach Charakter – schnell gekränkt werden. Wir neigen dazu, uns über die positiven Ereignisse mit unseren Hunden zu profillieren, immerhin scheint es zu beweisen, dass unsere Erziehungsmethoden erfolgreich sind, was uns zu guten Hundehaltern macht.
Auf der anderen Seite beziehen wir die negativen Erlebnisse genau so auf uns.
Funktioniert der Hund nicht so, wie man sich das wünscht, haben die Erziehungsmethoden versagt und man gehört nicht zu den "besseren Hundehaltern". Doch genau diese Bewertung kann dazu führen, dass wir unseren Hunden Unrecht antun und zu unfairen Methoden greifen.
Ich sehe es tagtäglich, dass Hundehalter, deren Hunde nicht gehorchen, im Beisein anderer Hundehalter zu Strafe und Druck neigen. Dass es ihnen peinlich ist, dass ihr Hund nicht getan hat, was verlangt wurde, steht ihnen ins Gesicht geschrieben und um der Enttäuschung, dem Frust, dem Ärger über sich selbst Luft zu machen, wird der Hund fest am Halsband geruckt, er wird verbal und körperlich zurechtgewiesen und es entsteht eine für alle Beteiligten unangenehme Atmosphäre.
Das muss nicht sein! Ein Hund ist keine Maschine und gehorcht nicht des Gehorsams wegen. Das sollte jedem Hundehalter ein Mantra werden, denn es schützt das eigene Ego vor Kränkung und Verletzung und im Zuge dessen schützt es unseren Hund vor unfairer Behandlung.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man um so klarer kommuniziert, umso geduldiger und gelassener ist und als Folge dessen um so nachhaltigere Erfolge in der Erziehung des Hundes verbuchen kann, je weniger man das Verhalten des Hundes auf sich bezieht und je mehr man hündisches Verhalten versteht.
Wenn dein Hund nicht kommt, obwohl du ihn rufst, dann möchte er dich nicht ärgern. Er hat nur entweder nicht gelernt, dass es sich für ihn lohnt, zu dir zu kommen, oder seine aktuelle Handlung ist so selbstbelohnend, dass es ihm Schwierigkeiten bereitet, in deiner Entscheidung einen Sinn zu erkennen.
Wenn dein Hund nicht sofort ein gefordertes Kommando ausführt, liegt es vielleicht an der ablenkenden Umgebung oder das Kommando wurde nicht ausreichend positiv aufgebaut. Auf keinen Fall stellt
aber dein Hund deine "Führungsposition" in Frage.
Wenn ein Hund ein Verhalten nicht auf Kommando abbricht, liegt es nicht daran, dass er dir "den Stinkefinger zeigt", sondern daran, dass es für ihn keinen Sinn macht, seine Handlung zu
unterbrechen.
Ein Hund denkt nicht wie wir Menschen, daher sollten wir solcherlei negative menschliche Absichten und Motivationen nicht in ihn hineininterpretieren, nur um uns selbst zu beruhigen und unser gekränktes Ego zu pflegen.
Es liegt nie am Hund.
Das klingt hart, ich weiß.
Es bedeutet, dass es an uns liegt, unseren Hund zu motivieren, anstatt uns auf der Vorstellung auszuruhen, der Hund würde des Gehorsams wegen gehorchen oder einfach "weil wir die Rudelchefs sind".
Nein, ein Hund muss erst lernen, unseren Entscheidungen zu vertrauen, indem wir versuchen, ihn zu verstehen und unseren Entscheidungen so oft wie möglich etwas in Aussicht stellen, was dem Hund Freude bereitet. Verständnis, gesunder Menschenverstand und Geduld sind der Schlüssel zu einem wohlerzogenen Hund.
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Zur Person Denise Lichtenstein
Hundetrainerin und Inhaberin der mobilen Hundeschule Daily Dogs in Kiel ist Mitglied der Pet Professional Guild
und arbeitet absolut gewaltfrei und auf Basis Positiver Verstärkung. Sowohl Basiserziehung von Welpenbeinen an, als auch der Umgang mit Probleme verursachendem Verhalten und sinnvolle Beschäftigung werden stets in den individuellen Alltag integriert. Ihr besonderes Interesse liegt bei dem Training mit jagdlich motivierten, impulsiven, ängstlichen und aggressiven Hunden. Sie bildet sich laufend weiter und tauscht sich regelmäßig aus, dank weltweitem Trainernetzwerk.
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