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Jeder Hund zeigt erwünschtes Verhalten- auch wenn es nur für den Bruchteil einer Sekunde ist.
Es liegt an uns, dieses Verhalten einzufangen, zu verlängern und auszubauen. Ulrike Seumel
Dominanz als Erklärung für Huhdeverhalten ist eine "alter Hut"
University of Bristol, Senate House, Tyndall Ave., Bristol BS8 1TH, UK
Übersetzung: Monika Gutmann - www.modern-dogs.de
Artikel im „Journal of Veterinary Behavior“: Clinical Applications and Behavior
Eine aktuelle Studie belegt, wie das Verhalten von Hunden über Generationen missverstanden wurde: tatsächlich ist der Gebrauch von falschen Ideen bei Hundeverhalten und Hundetraining eher
dazu angetan, unangemessenes Verhalten hervorzurufen, anstatt es zu therapieren.
Die Ergebnisse stellen viele der dominanzbezogenen Interpretationen von Verhalten und Trainingstechniken, die von TV-Hundetrainern empfohlen werden, in Frage.
Entgegen dem verbreiteten Glauben, versuchen aggressive Hunde NICHT ihre Dominanz / Herrschaft über ihre Artgenossen oder ihr menschliches „Rudel“ zu erlangen. Dies haben Forschungen der
Abteilung „Clinical Veterinary Science“ der „University of Bristol“ ergeben.
Im „Dogs Trust“ Tierheim wurden sechs Monate lang Hunde in ihrem freien Umgang mit Artgenossen beobachtet. Zusätzlich wurden Daten von frei lebenden Hunde analysiert, bevor daraus geschlossen
werden konnte, dass Beziehungen zwischen Hunden durch Erfahrung erlernt und nicht durch den Anspruch auf Dominanz motiviert wurden.
Die Veröffentlichung „Dominance in domestic dogs – useful construct or bad habit?“
(Dominanz bei Haushunden – nützliches Modell oder schlechte Angewohnheit?) deckt auf, dass Hunde nicht davon motiviert sind, ihren Platz in der Rangordnung ihres Rudels zu behaupten, wie viele
bekannte Hundetrainer das predigen.
Trainingstechniken, die als „Rangreduktion“ bekannt sind, sind nicht hilfreich, so die Wissenschaftler, sie variieren von wirkungsloser Behandlung bis gefährlich und verschlimmern das Verhalten
noch mehr.
Dem Hundehalter zu erklären, dass es wichtig ist, vor dem Hund zu essen oder durch Türen zu gehen, haben keinen Einfluss auf die allgemeine Empfindung der Hund-Halter Beziehung. Besser ist es,
dem Hund in den speziellen Situationen das richtige Verhalten beizubringen. Schlimmer noch, solche Techniken, wie den Hund auf den Rücken zu werfen und festzuhalten, an den Lefzen zu ziehen oder
Gegenstände nach dem Hund zu werfen, machen den Hund ängstlich – oft gegenüber dem Besitzer – und führt unter Umständen zu einer Eskalation der Aggression.
Dr. Rachel Casey, Leiterin der Abteilung „Companion Animal Behaviour and Welfare“ der Bristol University, sagt: „Die pauschale Annahme, dass jeder Hund durch ein inneres Verlangen zur
Kontrolle von Menschen oder Hunden getrieben wird, ist, offen gesagt, lächerlich. Dies unterschätzt in grossem Masse die komplexen kommunikativen Fähigkeiten und Lernbereitschaft von Hunden.
Diese Annahme führt ebenso zu aversiven Trainingstechniken, was den tierschutzrelevant ist und aktuelle Verhaltensprobleme auslöst.“
„In unserer tierärztlichen Sprechstunde sehen wir häufig Hunde, die gelernt haben, Aggression zu zeigen, um so voraussichtliche Bestrafung zu vermeiden. Die Hundehalter sind oft schockiert, wenn
wir ihnen erklären, dass sich ihre Hunde vor ihnen fürchten und sie aggressiv sind, wegen der aversiven Trainingstechniken. Das ist allerdings nicht ihr Fehler, sondern weil sie z. B. von
unqualifizierten „Hundepsychologen“ beraten und angeleitet wurden, diese Techniken anzuwenden.“
Im grössten Tierheimverbund „Dogs Trust“, sehen die Mitarbeiter die Ergebnisse dieser „fehlgeleiteten“ Trainingstechniken jeden Tag. Der tierärztliche Direktor, Chris Laurence MBE, erklärt: „Wir
sehen sofort, wenn ein Hund zu uns kommt, ob er mit einem, vom geliebten Fernseh-Hundetrainer empfohlenen „Rangreduktionsprogramm“ trainiert wurde. Die Hunde können sehr ängstlich sein, was sich
dann in Aggression gegenüber Menschen äussert.
Traurigerweise sind die Methoden im Training, um dem Hund zu zeigen, dass der Mensch der Rudelführer ist, sehr kontraproduktiv. Der Hundehalter wird deshalb keinen besser erzogenen Hund bekommen,
aber dafür einen ängstlichen Hund, der sein natürliches Verhalten unterdrückt: Er macht entweder gar nichts mehr oder reagiert so aggressiv, dass es für seine Umwelt gefährlich ist.“
http://www.bristol.ac.uk/news/2009/6361.html
Quelle:
Veröffentlichung: Dominance in domestic dogs – useful construct or bad habit? Von John W. S. Bradshaw, Emily J. Blackwell, Rachel A. Casey. Journal of Veterinary Behavior: Clinical Applications
and Research, Volume 4, Issue 3, Seiten 109 – 144 (May-June 2009). Die Wissenschaftler bedanken sich bei Claire Cooke und Nicola Robertson für die Genehmigung, ihre Studie über frei
interagierenden Hunde zu beschreiben, Dogs Trust für den Zugang zu einer Hundegruppe. Danke für die Unterstützung für wissenschaftliche Berichte von Waltham Centre for Pet Nutrition, RSPCA und
Cats Protection.
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