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Jeder Hund zeigt erwünschtes Verhalten- auch wenn es nur für den Bruchteil einer Sekunde ist.
Es liegt an uns, dieses Verhalten einzufangen, zu verlängern und auszubauen. Ulrike Seumel
Hundebegegnungen beim Spaziergang –Etikette und Körpersprache
Fragen Sie sich beim Spazierengehen auch manchesmal, ob Sie Ihren Hund bei einer Hundebegegnung ableinen sollen oder ihn erst Recht an die Leine nehmen sollten? Viele Hundebesitzer sind unsicher, wenn es beim Spazierengehen zu Hundebegegnungen kommt und fragen sich: "Wie verhalte ich mich richtig? Soll ich nun ableinen oder meinen Hund doch lieber an die Leine nehmen?"
Welche verschiedenen Arten von Hundebegegnungen gibt es?
In allen Fällen kann es schwierig werden. Warum können Hundebegegnungen beim Menschen zu Schweißausbrüchen führen und was kann man tun?
Missverständnisse
Oft handelt es sich bei Hundebegegnungen um Missverständnisse zwischen Mensch und Hund: Hunde laufen gerne einen Bogen, wenn ihnen ein anderer Hund entgegen kommt. Für Hunde ist dies eine höfliche Geste, denn aus Sicht des Hundes ist es unhöflich, frontal auf einen anderen Hund zu zulaufen. Hier kann es schon zu einer Unstimmigkeit kommen, denn der Mensch hat die Tendenz auf dem Weg zu bleiben und geradeaus weiterzulaufen. Wir können dem Hund die Möglichkeit bieten, die Seite zu wechseln kann: Wenn uns ein Hund auf der linken Seite entgegen kommt, lassen wir unseren Hund rechts laufen und anders herum. Wenn der eigene Hund evtl. gerne ein, zwei Meter ausweichen oder vielleicht sogar mehr Distanz haben möchte, so können Sie mit ihm auch in die Wiese laufen oder ihm genügend Leinenspielraum geben, damit er selbst entscheiden kann, bei wieviel Abstand er sich noch wohl fühlt.
Körpersprache
Sollten sich die Hunde fixieren, sind Sie Ihrem Hund behilflich. Beobachten Sie, wer fixiert. Ist es Ihr Hund oder der Hund, der auf Sie zukommt? Wenn Ihr Hund fixiert, so können Sie versuchen durch Abfrage eines Alternativverhaltens den Blickkontakt zu entschärfen. Ein Nasenttouch, ein "schau mich mal an" oder wenn er gar nicht den Blick wegnehmen kann, so kann er vielleicht ein Sitz machen. Sitzen ist eine Bewegung, die sich nach hinten richtet und auf den anderen Hund weniger bedrohlich wirkt, als ein Hund der sich fixierend und schleichend nähert.
Veränderung der Körpersprache durch den Menschen
Bei der Verwendung von Halsbändern oder Haltis (Kopfhalftern) sollte man bedenken, dass der Mensch die Körperhaltung des Hundes an der Leine beeinflusst. Ein Hund, der am Halsband zieht, bekommt automatisch eine andere Körperhaltung. Er wirkt auf den anderen Hund größer, weil der Mensch den Leinenzug aufrecht erhält. Der Augeninnendruck (intraokularer Druck) kann durch das Ziehen erhöht werden, die Augen treten hervor, was vom entgegenkommenden Hund als Bedrohung wahrgenommen werden kann und dieser sich provoziert oder auch verunsichert fühlen kann. All dieses Kleingedruckte der Körpersprache kann dazu führen, dass eine Hundebegegnung an der Leine nicht reibungslos abläuft.
Gut gemeinte Tipps
Oft hört man vom entgegenkommenden Hundebesitzer "Meiner macht nichts, Sie können Ihren ruhig ableinen". Oder wenn beide an der Leine sind "Typisch! An der Leine führt er sich immer auf. Leinen wir ab, dann wird es schon gehen..."
Auf Hundewiesen kann man oft beobachten, dass sich die Hunde von Weitem bereits fixieren. Wenn solche Hunde dann ohne Leine aufeinander treffen, kann es sich daraus schnell ein Streit oder aber
eine Mobbingsituation entwickeln.
Jeder, der schon mal dabei war, wie ein Hund vom anderen "überfallen" worden ist, hat bei solchen Vorschlägen mit "leinen wir doch einfach mal ab" Magenschmerzen. Oder wie würden Sie reagieren,
wenn ein Mensch Sie von Weitem fixiert, auf Sie sehr bedrohlich wirkt und in den letzten 5 Metern plötzlich auf Sie zugerannt kommt? Sie würden sich verteidigen. Und das passiert auf Hundewiesen
täglich.
Hundekontakt
Grundsätzlich ist gegen einen netten Hundekontakt nichts einzuwenden, wenn es die Umweltsituation zulässt. Auch wenn der eigene Hund sich vielleicht darüber freut Kontakt aufzunehmen, so sollten Sie sich beim anderen Hundebesitzer erst einmal erkundigen, ob dessen Hund sich auch über einen Kontakt freuen würde. Nicht jede Hundebegegnung muss auch mit direktem Kontakt der Hunde einhergehen. Vielen Hunden hilft es bereits, wenn man die ersten Minuten noch gemeinsam an der Leine ohne Kontakt läuft und erst dann die Leinen abmacht. So können sie sich schon vor dem Freilauf in Ruhe wahrnehmen und laufen nebeneinander und nicht frontal aufeinander zu.
Wenn Ihnen ein angeleinter Hund entgegenkommt, so ist es höflich, auch Ihren Hund zurückzurufen und an die Leine zu nehmen. Es wird einen Grund haben, warum der andere Hund an der Leine ist. Nach
Rücksprache mit dem anderen Hundebesitzer kann dann ein Hundekontakt erfolgen oder auch nicht.
Bei Hunden, die unangeleint aufeinander zukommen, kann man Unterstützung geben. Mit einem Markersignal oder einem freundlichen Lob kann das Verhalten des Hundes verstärkt und honoriert werden,
z.B wenn er selbst einen Bogen läuft, er sich langsam nähert oder einfach nur freundlich Kontakt aufnimmt. Nach Hundebegegnungen gerade in stark frequentieren Hundefreilaufgebieten sollten Sie
Ihrem Hund auch die Möglichkeit einer Verschnaufspause gönnen.
Lieber keinen Kontakt zulassen?
Hunde, die sich bedroht fühlen bzw. vielleicht selbst bedrohen, sollten in dieser Stimmung keinen Kontakt zu anderen Hunden aufnehmen. Ein Streit ist dann so gut wie vorprogrammiert. Scheuen Sie sich nicht dem anderen Hundebesitzer freundlich zu sagen, dass Sie keinen Kontakt zulassen wollen. Sollte Ihr Hund Probleme bei Hundebegegnungen haben, egal ob mit oder ohne Leine, so sollten Sie sich Unterstützung von einer guten Hundeschule holen, die mit Ihnen an solchen Hundebegegnungen arbeitet und Ihnen Rat und Tipps geben kann wie Sie und Ihr Hund im Alltag eine Hundebegegnung ohne Schweiß auf der Stirn bewältigen können.
Streit
Sollte sich doch einmal ein Streit zwischen zwei Hunden entwickelt haben, so ist es wichtig Ruhe zu bewahren. Schreien und Leinen dazwischen werfen oder womöglich noch auf die Streithähne
einzuschlagen, ist kontraproduktiv.
Versuchen Sie auch nicht, die Hunde an den Hinterbeinen auseinanderzuziehen! Hat sich ein Hund im Anderen verbissen, können durch das gewaltsame Auseinanderziehen schlimme Verletzungen entstehen.
Besser ist es wenn Sie vorzugsweise dem Angreifer beispielsweise eine Jacke über den Kopf werfen, um so den Sichtkontakt der Hunde zueinander zu unterbrechen. Normalerweise verschafft einem dies
einen kurzen Moment, in dem die Hunde voneinander ablassen und getrennt werden können. Nach der Trennung sollten Sie die beiden Streithähnen nicht direkt außer Sichtweite des anderen bringen.
Sonst bleibt der letzte Eindruck der Rauferei bei beiden Hunden im Gedächtnis haften. Geschickter ist es, die Hunde in gebührendem Abstand zueinander zu beruhigen und erst dann wegzugehen, wenn
die Hunde sich sichtlich entspannt haben.
Sollte im schlimmsten Fall doch mal etwas passiert sein, so untersuchen Sie bitte beide Hunde gründlich. Tauschen Sie Kontaktdaten, denn auch im Nachhinein kann sich noch eine Verletzung herausstellen. Denken Sie auch an das menschliche Miteinander, denn es ist keinem Hund geholfen, wenn sich beide Hundebesitzer anschreien oder beschimpfen. Entschuldigen Sie sich, denn der Schock sitzt meist bei allen Beteiligten tief. Schonen Sie Ihren Hund an den darauffolgenden Tagen, denn auch er muss sich erholen. Unternehmen Sie mit Ihrem Hund ruhige Spaziergänge, die ihn nicht sonderlich aufregen und stressen.
Hundebegegnungen müssen geübt werden: "Das ist Training im Alltag!". Ein kompetenter Hundetrainer in Ihrer Nähe, wird Ihnen sicherlich beim aktiven Training mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Zur Person Tanja Bischof,
Tanja Bischof führt ihre Hundeschule TeamSein in Feldkirch, Österreich. Ihre Leidenschaft ist das Einzeltraining sowie Training in kleinen, überschaubaren Gruppen. Tanja Bischof befindet sich in der Ausbildung zur CumCane-Trainerin bei Dr. Ute Blaschke-Berthold.
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